Hey liebe Leserin, hey lieber Leser,
heute möchte ich euch noch einmal von unserem Mystery-Bewerbungsstudie aus 2024 berichten. Es hat durchaus Wellen geschlagen, dass wir es überhaupt durchgeführt und so viel Zeit und Energie investiert haben. Mir war es besonders wichtig, diese Studie umzusetzen, weil es wirklich viele Jahre her war, dass ich selbst in der Rolle der Bewerberin war. Ich bin sozusagen immer auf der anderen Seite des Schreibtisches. Daher wollte ich bewusst die Perspektive wechseln, um zu verstehen: Wie fühlt sich das an? Was macht Freude, was weniger? Und was erlebt man so alles? Eine Menge! 😉 Diese Erfahrungen haben wir in einer Studie zusammengefasst.
Optimierung der Candidate Experience: Erkenntnisse aus der Mystery-Bewerbungsstudie
Die Mystery-Bewerbungsstudie, durchgeführt mit 120 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gibt spannende Einblicke in die aktuelle Praxis und zeigt auf, wo in der Candidate Journey Potenzial zur Optimierung besteht – auch sogenannte Low Hanging Fruits.
Herausforderungen im Bewerbungsprozess
Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass die durchschnittliche Antwortzeit auf Bewerbungen zwischen 11 und 17 Tagen liegt. Das mag akzeptabel klingen, birgt jedoch erhebliches Verbesserungspotenzial. Besonders problematisch sind die 9 von 120 Unternehmen, die gar keine Rückmeldung gegeben haben. Dieses „Ghosting“ ist nicht nur frustrierend für Bewerbende, sondern schadet auch nachhaltig dem Arbeitgeberimage.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Transparenz in Stellenanzeigen: Gehaltsinformationen fehlen oft, und die Ansprache ist inkonsistent. Diese Aspekte beeinträchtigen die Wahrnehmung des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber erheblich. Für weitere Details zu den Erkenntnissen empfehle ich den Download der Studie.

Mein persönlicher Blick auf die Ergebnisse
Wie ich in der Studie betont habe, war ich erleichtert, dass dies „nur“ ein Mystery-Projekt war. Wäre ich tatsächlich auf der Suche nach einer Festanstellung gewesen, hätte mich der Prozess emotional durchaus gefordert. Viele Stellenanzeigen wirkten austauschbar und sprachen mich nicht an. Es fehlte oft an emotionalem Mehrwert und echtem Interesse, Talente auf Augenhöhe zu gewinnen.
Besonders frappierend fand ich den Umgang mit Gehaltsangaben und die noch zu seltenen Chancen für verschiedene Arbeitszeitmodelle. Viele Unternehmen fordern von Bewerbenden, ihre Gehaltsvorstellungen anzugeben, ohne selbst transparent zu sein. Das wirkt aus meiner Sicht nicht wie ein Dialog auf Augenhöhe, sondern (noch) wie ein Macht-Ungleichgewicht. Doch statt nur zu kritisieren, möchte ich lieber Impulse zum „Besser-Machen“ liefern.
Möglichkeiten zur Verbesserung
Die Studie zeigt, dass bereits kleine Anpassungen große Effekte erzielen können:
Kommunikation optimieren: Schnelle, klare und wertschätzende Rückmeldungen sind essenziell. Automatisierte Standardmails sollten persönlicher gestaltet werden. Eine konsistente Ansprache („Du“ oder „Sie“) vermeidet Verwirrung und vermittelt Professionalität.
Transparenz schaffen: Gehaltsangaben in Stellenanzeigen fördern das Vertrauen. Auch allgemeine Informationen über das Gehaltspaket, wie Boni oder andere Vorteile, können bereits helfen. Alles ist besser, als nichts zu kommunizieren. Eine Idee kann auch sein, zu erwähnen, wann im Bewerbungsprozess über Gehalt gesprochen wird.
ATS-Systeme benutzerfreundlich gestalten: Viele Systeme stellen für Bewerbende eine unnötige Hürde dar. Intuitive und effiziente Prozesse verringern die Absprungrate und verbessern die Wahrnehmung.
Kreativität in Stellenanzeigen: Statt nur nach „Human Resources“ zu suchen, sollten Unternehmen echte Mehrwerte für potenzielle Mitarbeitende herausstellen. Wie sieht der Alltag in der Rolle aus? Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es? Was ist das Besondere an dieser Stelle? Gibt es über das bestehende Team etwas Schönes zu berichten?
Ein Appell an Unternehmen
Meine Botschaft ist klar: Bewerbt euch bitte selbst bei euch und spürt, wie sich eure Prozesse anfühlen! Wie würdet ihr eure Kommunikation bewerten? Würdet ihr euch in euren eigenen Stellenanzeigen angesprochen fühlen? Was empfindet ihr, wenn die erste Mail kommt? Sieht auch alles auf dem Handy ansprechend und gut aus?
Bewerbende sollten heutzutage Partner auf Augenhöhe sein. Ein wertschätzender Umgang zahlt sich aus und schafft langfristig Loyalität. Denn die Art und Weise, wie Unternehmen mit Bewerbenden umgehen, ist entscheidend für die Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, Recruiting-Prozesse zukunftssicher zu gestalten – für eine bessere Candidate Experience und starke Arbeitgebermarken.
Ich freue mich, wenn diese Studie Einblicke und Ideen für die Praxis gibt: Dinge zu überdenken, zu ändern oder es auch zum Anlass zu nehmen, sich selbst im eigenen Unternehmen zu bewerben. Dann konnten wir mit unserem Experiment einiges bewirken, um die Welt der Kandidat*innen wertschätzender zu gestalten.
Danke für deine Aufmerksamkeit und das Lesen dieses Beitrags! Mehr dazu gibt es in der 50-seitigen Studie zum Nachlesen. Bei individuellen Fragen oder dem Wunsch nach einem persönlichen Austausch gerne eine PN an mich – über LinkedIn oder per E-Mail an: sarah.boening@talentcentric.de
Freue mich auf den Austausch hierzu!
Viele Grüße aus Düsseldorf, Sarah
Unsere Mystery Studie hatten wir im November 2024 angefangen bei LinkedIn zu erzählen – hier das Posting, wer noch hin klicken mag.
Du möchtest die ganze Studie lesen? Melde dich zu meinem Newsletter an und ich schicke sie dir gleich im Anschluss zu.

Du möchtest dich gerne mit mir austauschen?
